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Kommt der Goldstandard wieder?

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Erstellt am Samstag, 13. November 2010 10:11

Bis zum Jahr 1973 waren die wichtigsten Währungen der Welt durch Gold gedeckt. Jedenfalls zu einem gewissen Teil. Eine vollständige Deckung der jeweiligen Geldmenge gab es auch früher nicht. U.a. infolge der Kosten des Vietnamkrieges stand die USA Anfang der siebziger Jahre am Rande der Zahlungsunfähigkeit, weil die Masse der ausgegebenen Dollars durch das eingelagerte Gold nicht mehr gedeckt war. Die Golddeckung wurde aufgegeben. Die Papiergeldmenge steigt seitdem unaufhörlich.

Durch die Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten seit dem Platzen der amerikanischen Immobilienblase kamen insbesondere die USA immer weiter unter Druck. Trotz aller Maßnahmen kommt die größte Volkswirtschaft der Welt nicht in Gang. Der Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve Bank of New York (Fed) kündigte vor gut einer Woche an, noch mehr US-Dollars in Umlauf zu bringen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Bestanden bei den ersten Maßnahmen bereits Zweifel an deren Wirksamkeit, so hat sich die Zahl der Kritiker der amerikanischen Finanzpolitik beständig erhöht. Seit der neuesten Ankündigung der Fed, weitere 650 Milliarden Dollar im Rahmen des Quantitative Easing genannten Programms zum Ankauf von Staatsanleihen aufzuwenden, hat die Kritik weiter zugenommen. Insbesondere in der zunehmenden Entwertung des Dollars sehen viele die hauptsächliche Ursache für die anhaltenden weltweiten Währungsturbulenzen.

Nun hat sich kürzlich der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Robert Zoellick, in einem Artikel in der Financial Times geäußert und vorgeschlagen, zur Stabilisierung der Währungen die Golddeckung wieder einzuführen. Nun ist diese Idee nicht neu, sie wird in Krisenzeiten immer wieder mal vorgebracht. Wenn sich aber der Chef des IWF mit dieser Idee zu Wort meldet, bekommt diese Diskussion eine neue Qualität.

Interessant an seinem Vorschlag ist vor allem die Kritik, die ihm entgegenschlug. Die Palette reicht von „illusorisch“ bis „kann nicht funktionieren“. Ernst zu nehmende Kritiker verweisen darauf, dass der Goldstandard mit ein Auslöser für die Deflation war, die Anfang der dreißiger Jahre zur Großen Depression führte. Um die Deckung der Währungen mit Gold sicherzustellen, waren die Länder zu einer restriktiven Finanzpolitik gezwungen. Finanzpolitische Maßnahmen, um die Wirtschaft der jeweiligen Länder zu stimulieren, waren so nicht möglich. Erst als die Golddeckung aufgegeben wurde, erholte sich die Weltwirtschaft wieder.

Heutzutage sind sich aber nicht einmal Wirtschaftsnobelpreisträger darüber einig, ob eine Hyperinflation (aufgrund der aufgeblähten Geldmenge) oder eine neue Deflation vor der Tür steht. Letztlich entscheiden die Märkte, wohin die Reise geht. Und diese haben sich offensichtlich bereits entschieden. Die Renditen von Saatsanleihen sind auf Rekortiefs, die Preise für Edelmetalle auf Rekordhochs. Würde man für die gesamte Eurozone den Goldstandard wieder einführen, wären derzeit nur rund sieben Prozent der Geldmenge M1 (Sichteinlagen und Bargeld bei der Bank) durch Gold der Notenbanken gedeckt.

Was glauben Sie? Wird die Geldmenge auf 1/15 der aktuellen Menge schrumpfen, damit die vollständige Golddeckung erreicht ist? Oder wird Gold auf 14.000 Euro je Feinunze steigen? Geht man von einer früher üblichen Golddeckung von rund vierzig Prozent aus, die vor dem Ersten Weltkrieg galt, so wären dies übrigens nur rund 5.600 Euro je Feinunze. Und dieser Betrag wiederum liegt im Rahmen der Prognosen, die für die nächsten Jahre für Gold genannt werden.

„Wenn Sie sich entscheiden müssen, ob Sie Ihr Vertrauen in die Regierung oder in Gold setzen, dann meine Herren, rate ich Ihnen dringend, sich für Gold zu entscheiden.“
George Bernard Shaw (1856-1950), irischer Philosoph, Schriftsteller und Politiker