Ein Blick in die Geschichte des Gold-Silber-Ratio zeigt, dass dieses Preisverhältnis in den letzten 300 Jahren überwiegend zwischen 1:10 und 1:20 pendelte. Der Mittelwert davon entsprach also tatsächlich immer in etwa dem Verhältnis der weltweiten Vorkommen von Gold und Silber. Das heißt, Silber war die meiste Zeit über im Vergleich zu Gold deutlich teurer als heutzutage. Wirft man einen weiteren Blick auf das historische Gold-Silber-Ratio, sieht man, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts dieses Verhältnis zugunsten von Gold auf einmal aufgegeben wurde und stark zu schwanken begann. In der Spitze erreichte das Ratio Werte von mehr als 1:100. Eine Unze Gold war also 100-mal teurer als eine Unze Silber. Im Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre betrug das Ratio immer noch 1:60 bis 1:80.
Mitte des letzten Jahres begann das Gold-Silber-Ratio aber deutlich zu fallen, zuletzt auf einen Wert unter 1:50. Würde dieser Trend anhalten und sich auf den historischen Mittelwert von rund 1:17 zubewegen, würde dies bedeuten, dass der Silberpreis in den kommenden Monaten und Jahren dreimal so schnell steigen müsste wie der Goldpreis. Welche Gründe sprechen für eine Verschiebung des Gold-Silber-Ratio hin zu den historischen Verhältnissen früherer Jahrhunderte, also zu deutlichen höheren Silberpreisen?
Auf den ersten Blick scheint also alles für einen deutlichen Anstieg beim Silberpreis zu sprechen – im Vergleich zum Goldpreis. Aber bevor wir uns jetzt auf die Silberbarrren, Silberzertifikate und Silber-ETFs stürzen, werfen wir noch einmal einen Blick auf das Gold-Silber-Ratio der letzten Jahre. Es zeigt sich im Zuge der Schwankungen der letzten zwölf Jahre, dass das Gold-Silber-Ratio immer im Bereich zwischen 46 und 48 wieder nach oben drehte. Das heißt, immer nachdem der Siberpreis im Vergleich zum Gold wieder an Boden gut gemacht hatte, lief er bei einem Verhältnis von ca. 1:47 an eine Wand, begann erneut nach oben zu drehen, und Gold nahm wieder die Favoritenrolle ein.
Wie immer gilt: Ein Trend setzt sich eher fort, als dass er sich umkehrt. Würde diese Regel auch diesmal bestätigt werden, hieße das für Silber, dass der rasante Preisanstieg im Jahr 2010 sich wohl nicht fortsetzen wird. Immerhin hat sich der Silberpreis 2010 vom Jahrestief aus mehr als verdoppelt, während der Goldpreis lediglich um 40 Prozent zulegen konnte. Dieses Szenario dürfte sich also aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren nicht wiederholen.
„Geld: ein Mittel, um alles zu haben bis auf einen aufrichtigen Freund, eine uneigennützige Geliebte und eine gute Gesundheit.“
George Bernard Shaw (1856 – 1950), irischer Philosoph, Schriftsteller und Politiker