„Bringt Gold, wenn möglich auf menschliche Weise, aber um jeden Preis – bringt Gold", so lautete die Losung, die der spanische König Ferdinand seinen Entdeckern auf den Weg gegeben hatte. Der verschuldete spanische Landwirt Vasco Núñez de Balboa brach 1513 mit einer Truppe von 190 Männern auf, um das viel beschworene Goldland zu finden. Goldschätze fand er nicht, doch er erreichte die Küste des pazifischen Ozeans, das „große südliche Meer", das er für die spanische Krone in Besitz nahm. Auf dieser Reise erhielt Balboa erste Hinweise auf das Bestehen des Inkareiches in Peru. Zum Gefolge Balboas gehörte ein spanischer Abenteurer namens Francisco Pizarro.
Befeuert durch den Feldzug von Hernán Cortés, der 1521 das Aztekenreich und seine Hauptstadt Tenochtitlan erobert hatte, verpflichtete sich Pizarro 1524 das sagenumwobene Goldland El Dorado zu finden. Nachdem er zuvor bereits drei Expeditionen angeführt hatte, erreichte er 1532 mit seiner Flotte die peruanische Küste und brach mit 180 Männern in das Landesinnere auf, um in das Inkareich einzudringen. Im November 1532 besiegte der kleine spanische Trupp die zahlenmäßig weitaus überlegenen Inkas und nahm ihren Herrscher Atahualpa gefangen. Überrumpelt durch die überlegene Waffengewalt der Spanier und aus Sorge um ihren Häuptling, leisteten die Inkas keine Gegenwehr, Tausende von ihnen wurden getötet.
Atahualpa schlug einen Tauschhandel vor. Wenn man ihn freiließe, würde er die Kammer, in der er festgehalten wurde, mit Gold füllen lassen. Pizarro nahm den Vorschlag an, und aus dem ganzen Land trafen in der Folge Goldschätze ein, um die Kammer zu füllen. In der Zwischenzeit plünderten die Spanier die Inkahauptstadt Cuzco und beraubten sie ihrer goldenen Schätze. Atahualpa wurde zum Tode verurteilt und im August 1533 hingerichtet. Nachdem alle Goldobjekte geraubt waren, bemächtigten sich die spanischen Eroberer des Goldes in den peruanischen Minen. Gewaltige Mengen an Gold und Silber gelangten in den folgenden Jahrzehnten über den atlantischen Ozean nach Europa. Spanien gelang es jedoch nicht, seinen neu gewonnenen Goldreichtum nachhaltig wirtschaftlich zu nutzen. Anstatt in Produktionsmittel zu investieren, wurde das Geld so schnell ausgegeben, wie es gewonnen wurde.
In der Hoffnung, große Reichtümer zu gewinnen, wurden zwischen 1530 und 1545 immer wieder Expeditionen ausgerüstet. Die Eroberer trafen auf Erzählungen von einem sagenhaften Volk, das über einen großen Reichtum an Gold, Smaragden und Salz verfüge. Dieses Volk der Chibcha (auch Muisca) siedelte auf den Hochebenen in der Region der heutigen Stadt Bogotá. Die Chibcha pflegten einen Brauch, demgemäß ein neuer Herrscher, am ganzen Körper mit Goldstaub bedeckt, auf einem Floß zur Mitte des Guatavita-Sees paddelte und dort als Opfer für die Götter Goldobjekte in den Fluten versenkte.
In diesem kalten Bergsee nordöstlich von Bogotá liegt der Kern des Mythos von El Dorado begründet. Auf der Suche nach dem legendären Goldland drangen Anfang 1539 drei verschiedene Expeditionen auf das Gebiet der Chibcha vor. Größere Mengen Goldes fand keine von ihnen. Das Gebiet der Chibcha verfügte über keine Goldvorkommen, sie hatten ihr Gold durch Tauschhandel erworben. Die Chibcha überlebten den Kontakt mit den europäischen Eroberern nicht lange, ihre Kultur war dem Untergang geweiht. Keiner der goldhungrigen Konquistadoren wurde für seine Mühen belohnt. El Dorado erwies sich als ein mythisches Land, geboren aus dem Wunschdenken von Goldgier besessener Abenteurer. Es wurde immer wieder aufs Neue an verschiedenen Orten gesucht.