Gold und Goldstandard - Formen des Goldstandards - Goldankauf-Pro24 info

 

Der Goldstandard ist ein Währungssystem, bei dem der Wert des Geldes in einer fix definierten Menge an Feingold festgelegt wird (Goldparität). Gold ist dabei das allgemeine Äquivalent. Zum einen werden in einem derartigen Geldsystem Goldmünzen geprägt und in Umlauf gebracht, zum anderen wird physisches Gold in den Tresoren der Zentralbanken gelagert, um auf Verlangen beispielsweise gegen Papiergeld getauscht werden zu können. Gold fungiert dabei als gesetzliches Zahlungsmittel, und andere Formen des Geldes wie Banknoten, Kurantmünzen oder Scheidemünzen müssen auf Wunsch in eine entsprechende Menge Gold umgetauscht werden (Goldkonvertibilität). Die Zentralbanken sind also verpflichtet, jegliche Form der Landeswährung in Gold umzutauschen. Die Währung ist in einem derartigen System durch Gold gedeckt.

Funktionsweise des Goldstandards

Die Bindung der Währung an das Edelmetall Gold sorgte dafür, dass die Wechselkurse der verschiedenen Landeswährungen stabil waren. Jede Währung war ein verlässliches Äquivalent für eine bestimmte Menge Gold. Während des Deutschen Kaiserreiches (1871-1918) beispielsweise entsprachen 2.790 Goldmark einem Kilogramm Feingold. Ein Pfund Sterling wurde 1870 als 113,0016 Gran Gold festgelegt, ein Dollar entsprach 23,22 Gran, eine Unze kostete 20,67 Dollar. Der Wechselkurs zwischen Pfund und Dollar war damit auf 4,86 Dollar fixiert. Die verschiedenen Währungen der Länder, die den Goldstandard eingeführt hatten, waren durch physisches Gold gedeckt. Heutige Währungen sind Papierwährungen, die nicht durch Gold abgesichert sind. Es war jedoch nicht notwendig, dass Papiergeld und andere Zahlungsmittel zu 100 Prozent durch Gold gedeckt waren. In Deutschland und Frankreich waren die Bankhäuser lediglich verpflichtet, ein Drittel der in Umlauf befindlichen Geldmenge durch physisches Gold als Deckung verfügbar zu halten.

Eine ganze Reihe führender Staaten führten im Lauf des 19. Jahrhunderts den Goldstandard als Komponente einer liberalen Wirtschaftsordnung ein, der damit den vorher gängigen Silberstandard bzw. in manchen Ländern das bimetallische System ablöste. Die Einführung dieses Währungssystems wurde nicht durch internationale Vereinbarungen ins Leben gerufen, sondern der Goldstandard kam zustande und erwies sich als praktikabel, weil sich die Länder, die sich diesem System unterwarfen, allesamt an die Prinzipien eines autonom funktionierenden Währungsreglements hielten. Im Gegensatz dazu kam das 1944 eingeführte Bretton-Woods-System durch vertraglich festgelegte Übereinkünfte zustande.

Formen des Goldstandards

Den Goldstandard gab es in verschiedenen Ausprägungen. Man unterscheidet eine reine Goldumlaufwährung, bei der ausschließlich Goldmünzen als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, von einer gemischten Goldumlaufwährung, bei der außer Goldmünzen auch Scheidemünzen und Banknoten in Umlauf sind, die durch Gold gedeckt sein müssen. Bei einer Goldkernwährung sind nur Banknoten und Scheidemünzen als Zahlungsmittel in Umlauf, die jedoch durch einen Bestand an physischem Gold abgesichert sein und bei Bedarf umgetauscht werden müssen. Beim Golddevisenstandard (auch Golddevisenwährung) sind zur Absicherung der in Umlauf befindlichen Banknoten neben Gold auch Devisen zugelassen, die in Gold konvertierbar sind; eine Verpflichtung, die Banknoten, in Gold umzutauschen, besteht dabei nicht.

Geschichte des Goldstandards

Wann die Ära des Goldstandards begann, ist nicht präzise zu datieren. Seine Anfänge liegen im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in England, als der berühmte Naturforscher Isaac Newton (1643-1727) Leiter der Royal Mint in London war. Durch seine Fehleinschätzung des Gold-Silber-Ratios kam die Dominanz des Goldes über das Silber per Zufall in die Welt. Im engeren Sinne wurde der Goldstandard in Großbritannien zwischen 1816 und 1821 eingeführt, als man in der Nachfolge der Napoleonischen Kriege juristisch festschrieb, dass Banknoten auf Wunsch in Gold umgetauscht werden müssen. Portugal, das mit Großbritannien enge Handelsbeziehungen unterhielt, folgte 1854. Zu einem internationalen Währungssystem wurde er jedoch erst einige Jahrzehnte später, als das 1871 gegründete Deutsche Reich 1873 ebenfalls den Goldstandard einführte und damit den Ausschlag gab, dass weitere Länder dem Beispiel folgten. Diese Nationen hatten aufgrund ihrer Handels- und Finanzbeziehungen zu Großbritannien und Deutschland einen hohen Anreiz deren Währungs- und Finanzsystem zu übernehmen.

In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts folgten rasch hintereinander Dänemark, Holland, Norwegen, Schweden und die Länder der Lateinischen Münzunion (Frankreich, Belgien, Italien, Schweiz und Griechenland). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen Russland, Japan, Indien, Ceylon und Siam hinzu sowie in Südamerika die Länder Argentinien, Mexiko, Peru und Uruguay. Offiziell führten die USA 1900 den Goldstandard ein, de facto war er schon seit 1879 gängige Praxis. Begünstigt wurde die Einführung des Goldstandards durch die Probleme des bimetallischen Währungssystems aus Gold- und Silbermünzen, das vor allem in Frankreich und den USA bestand. Die deutschen Staaten, Österreich-Ungarn, die skandinavischen Länder, Russland und die ostasiatischen Länder verfügten zuvor über eine Silberwährung. In der Zeit seines Bestehens war der Goldstandard ein relativer Garant für die Bewältigung finanzieller Krisen.

Auch das Ende des Goldstandards ist nicht eindeutig datierbar. Als ausgedehntes, funktionierendes internationales Währungssystem endete der Goldstandard de facto mit dem Ersten Weltkrieg, der den Zusammenbruch des Systems herbeiführte. Anschließend kehrte eine Reihe von Ländern wieder zu ihm zurück, doch als nach der Großen Wirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre die Verpflichtung, Banknoten in Gold umzutauschen, im nationalen Geldverkehr überall aufgegeben wurde, verlor der Goldstandard sein wesentliches Instrument. Im internationalen Währungssystem, das 1944 mit dem Abkommen von Bretton Woods beschlossen wurde, behielt Gold jedoch eine wichtige Rolle.

Als definitives Ende des Goldstandards gilt das Jahr 1971 oder 1973, als die Umtauschbarkeit des Dollars gegen Gold endgültig aufgehoben wurde. Die Überschuldung des US-amerikanischen Staatshaushaltes, der auch durch den Vietnamkrieg bedingt war, veranlasste die USA unter seinem Präsidenten Richard Nixon (1913-1994) die Verpflichtung aufzugeben, Dollars in Gold umzutauschen. Damit wurde die Verbindung zwischen Papiergeld und physischem Gold, die lange Zeit bestanden hatte, gelöst. Die Demonetarisierung des Goldes war besiegelt. Je nach Sichtweise bestand der Goldstandard also mindestens knapp 50 Jahre lang, etwa von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg, oder nach anderer Interpretation mehr als 200 Jahre, von 1717 bis 1971.

Glanz des Goldstandards

Ebenso wie das gelb glänzende Edelmetall selber übt der Goldstandard eine große Magie aus, die allerdings in der Vergangenheit liegt. Dieses Währungssystem verheißt Stabilität und Sicherheit, von der wir heute, gebeutelt von Bankenkrisen und horrenden Staatsverschuldungen, weit entfernt sind. Der Goldstandard verfügte über eine Aura, die alle Beteiligten, Finanzfachleute ebenso wie Politiker, in ihren Bann schlug. Der namhafte österreichisch-amerikanische Ökonom Joseph Schumpeter (1883-1950) interpretierte die hohe Attraktionskraft des Goldstandards als das Streben der Staaten nach internationalem Ansehen und als „Symbol bewährter Verfahrensweisen und eine Medaille für Ehre und Anstand“. John Sherman (1823-1900), ein amerikanischer Politiker, bezeichnete eine Währung ohne Umtauschmöglichkeit in Gold als „Staatsschande“. Das Urvertrauen in Gold bildete die Basis des Goldstandards. Gemäß dem Goldstandard ist allein Gold die bestimmende Form des Geldes, alle anderen Formen sind untergeordnet und müssen in Gold umgetauscht werden können.

Vor- und Nachteile des Goldstandards

Für die internationalen Finanz- und Handelsbeziehungen war es sehr nützlich, eine allgemein akzeptierte Währung zu besitzen, die aus einem von jeher hoch geschätzten Material bestand. Nachteilig war, dass schlecht wirtschaftende Nationen einen großen Verlust an Vertrauen hinnehmen mussten und in die Krise gerieten, wenn die Marktteilnehmer versuchten Bankguthaben und Papiergeld in Gold umzutauschen. Das Gleichgewicht, das durch den Goldstandard geschaffen wurde, war nicht so stabil, wie es der verklärende, rückwärtsgewandte Blick glauben machen möchte. Die Nationen, die auf dieses System vertrauten, standen mehr als einmal am Rand einer Krise, doch zum Crash kam es nicht. Der Goldstandard garantierte zwar keine krisenfreie Weltwirtschaft, eignete sich jedoch, um kleinere Krisen einzudämmen und auszugleichen.

Der Goldstandard war bei seiner Einführung und zeit seines Bestehens Gegenstand kontroverser Debatten. Und selbst heute, zu einer Zeit, da in keinem Land der Welt ein goldgedecktes Währungssystem besteht, ist die Bedeutung des Goldstandards nach wie vor umstritten. Über dieses Thema gibt es eine Fülle von Literatur, und das Problem des Goldstandards hat seine Aktualität behalten. In Zeiten der Finanzkrise mit Bankenpleiten, heillos überschuldeten Staatshaushalten und Spekulationen entfesselter Investmentbanker ist das Konzept des Goldstandards nach wie vor im Gespräch. Tatsächlich gibt es in der Gegenwart immer wieder Personen, die seine Wiedereinführung vorschlagen.

Im November 2010 pries Robert Zoellick, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), in einem Interview mit der Financial Times die Vorzüge des Goldstandards. In Krisenzeiten wird der Ruf nach dem Goldstandard immer wieder laut. Eine gebeutelte Weltwirtschaft gebiert die Sehnsucht nach Sicherheit. Doch es gibt auch entschiedene Gegner des Goldstandards, die dieses Währungssystem keineswegs für segensreich halten. Ein Hauptkritikpunkt lautet, dass der Goldstandard deflationäre Tendenzen begünstige. Manche Finanzexperten gehen sogar davon aus, dass die Rückkehr zum Goldstandard Mitte der zwanziger Jahre einer der Faktoren war, die die nachfolgende Weltwirtschaftskrise ausgelöst haben.

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