Münzunion Münzsystem für Goldmünzen und Silbermünzen


Dass internationale Währungssysteme sich günstig auf den überregionalen Handel auswirken, war schon lange vor der Einführung des Euro im Jahr 2001 bekannt. Bereits in der griechischen Antike gab es Stadtstaaten, welche die Ambition hatten, einheitliche Münzbilder zu schaffen. Auch im deutschsprachigen Raum gab es Münzbündnisse wie die Reichsmünzordnungen von Esslingen, Nürnberg und Augsburg im 16. Jahrhundert oder die Konventionen von Zinna, Leipzig und Hamburg/Lübeck im 17. Jahrhundert, die ein interessantes und nicht leicht durchschaubares Fachgebiet für Münzexperten darstellen. Häufig genug ist es nur schwer zu begreifen, warum manche Währungen sich als erfolgreich erwiesen, andere jedoch nicht.

Sehr erfolgreiche Münzen waren etwa die römische Silbermünze Denar und die römischen Goldmünzen Aureus und Solidus, die byzantinische Goldmünze Solidus (auch Bezant genannt) oder die Silberpennys des Mittelalters. Das System von Pfund-Schilling-Pfennig, das von Karl dem Großen zu Beginn des 9. Jahrhunderts eingeführt und von König Offa übernommen worden war, hielt sich bis 1971, als man in Großbritannien zum Dezimalsystem überging. Sehr verdienstvoll war zu Beginn des 19. Jahrhunderts Napoleon Bonapartes Bestreben, ein einheitliches dezimales System von Maßen und Gewichten einzuführen. Im deutschsprachigen Raum gab es zu dieser Zeit diverse Münzsysteme, was für den überregionalen Handel nicht förderlich war.

Im Zuge der Französischen Revolution und den nachfolgenden napoleonischen Eroberungen verbreitete sich das dezimale Frankensystem über das Mutterland hinaus, z.B. in Italien, Belgien, Westfalen und im westlichen Teil der Schweiz. In Frankreich gab es ein bimetallisches Währungssystem, bestehend aus Gold und Silber, die in einem festen Wertverhältnis von 1:15,5 standen. Als ab den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts durch die großen Goldfunde in Kalifornien und Australien beträchtliche Mengen des gelben Edelmetalls nach Europa gelangten, kam es zu Turbulenzen bei den Edelmetallpreisen. Der niedrigere Goldpreis und die dadurch vermehrten Prägezahlen erhöhten den Wert der Silbermünzen, sodass diese gehortet oder sogar eingeschmolzen wurden. Um diesen Schwankungen mit geeigneten Maßnahmen begegnen zu können, lud Frankreich 1865 seine Nachbarländer Belgien, Italien und die Schweiz zu einer Münzkonferenz ein, die in die Gründung der Lateinischen Münzunion (LMU) mündete. Ihr offizieller französischer Name lautete „L’Union monétaire latine“.

Der Vertrag dieser vier Länder wurde am 23. Dezember 1865 ratifiziert und trat am 1. August 1866 in Kraft. Der Kontrakt beinhaltete die technischen Details von Münzen sowie deren Emittierungspolitik und die gegenseitige Anerkennung der Währungen. Am 21. Dezember 1868 erhielt die LMU mit dem Beitritt Griechenlands ein neues Mitglied. Der Vertrag sollte ursprünglich bis 1880 gelten, wurde jedoch zwischenzeitlich immer wieder verlängert. Die Währungen der fünf Mitgliedsstaaten, Französische Franc, Belgische Franc, Schweizer Franken, italienische Lira und griechische Drachme, standen im Verhältnis 1:1. Gemäß dem Bimetallismus zwischen Goldmünzen und Silbermünzen entsprachen zwei silberne 5-Francs-Münzen mit einem Gewicht von 45 Gramm Feinsilber einer goldenen 10-Francs-Münze mit einem Gewicht von 2,90 Gramm Feingold. Aus diesen Werten ergibt sich das festgelegte Gold-Silber-Ratio von 1:15,5.

Nach den Bestimmungen des Vertrages wurden für alle Goldmünzen und Silbermünzen einheitliche Stückelungen und Maße festgelegt. Goldmünzen gab es mit einem Feingoldgehalt von 900/1000 in den Stückelungen 5, 10, 20, 50 und 100 Francs sowie Silbermünzen mit einem Feinsilbergehalt von 900/1000 bzw. 835/1000 mit den Nennwerten 0,20, 0,50, 1, 2 und 5 Francs. Zahlreiche Staaten übernahmen das Münzsystem der LMU, ohne ihr jedoch beizutreten: Albanien (1925-1938), Bulgarien (1880-1916), Dänisch-Westindien (1904-1905), Finnland (1860-1918), der Kirchenstaat (1866-1870), Polen (1924-1925), Rumänien (1867-1944), Serbien (1873-1915), Spanien (1869-1934) und Venezuela (1879-1965). Nachdem Österreich 1867 aus dem Wiener Münzervertrag ausgeschieden war und damit wieder eine autonome Münzpolitik verfolgen konnte, interessierte sich die Habsburger Monarchie für einen Beitritt zur LMU, zu dem es jedoch nicht kam. Trotzdem wurden ab 1870 in Österreich-Ungarn Goldmünzen mit einem Nennwert von 4 und 8 Gulden geprägt, die die Normen der LMU erfüllten und zusätzlich den Nennwert 10 bzw. 20 Francs trugen.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu erheblichen Unstimmigkeiten im Geldumlauf der LMU-Mitglieder, sodass viele Punkte des Kontraktes nicht mehr eingehalten werden konnten und schrittweise aufgehoben wurden. Insbesondere der schwankende Goldpreis und der unbeständige Silberpreis führten zu Problemen innerhalb des bimetallischen Währungssystems. Auch der Goldhandel mit Goldankauf und Goldverkauf war betroffen, und der Silberhandel mit Silberankauf und Silberverkauf blieb ebenfalls nicht verschont. De facto bestand die Lateinische Münzunion bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, formal gab es die LMU noch bis zum 31. Dezember 1926. Der Austritt Belgiens 1926 führte schließlich zur Auflösung der LMU, die am 1. Januar 1927 in Kraft trat.


WusstenSieschon
Die Erfindung der Goldmünze

Münzen sind eine außerordentlich clevere Erfindung. Ihre Verwendung erleichtert den Kauf und Verkauf von Waren erheblich. Außerdem entfällt das lästige Wiegen und Feststellen des Reinheitsgrades von Metallstücken. Ihr Nennwert muss allerdings durch eine Autorität verbürgt sein. Die ersten Goldmünzen wurden im 7. Jahrhundert v.Chr. in Lydien (Kleinasien) unter König Gyges hergestellt. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet darüber in seinen Historien.

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